Unser tägliches Brot gib uns heute? Das haben Getreide und Antibiotika gemeinsam

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Bevor ich das beantworte, möchte ich gerne einen kleinen Exkurs in den Mikroorganismus unseres Darms geben. Diese Erläuterungen machen es leichter die Antwort zu verstehen. Jeder von uns hat mehrere 500 bis 1000 Spezies an Mikroorganismen im Darm, die auf die unterschiedlichen Darmabschnitte verteilt sind. Manche Bakterien siedeln sich bevorzugt in der Schleimschicht an, während andere lieber dort aufhalten wo alles verdaut wird. Allen bekannt sind die sogenannten Probiotika, die guten Darmbakterien, die im Innenraum des Darms zusammen mit dem Speisebrei ihren Patz haben.  Schätzungen zufolge leben in unserem Darm sieben bis zehnmal Mehr Bakterien als der Mensch insgesamt an Zellen besitzt.

Mit Sicherheit hast Du schon mal den Ausdruck „Darmflora“ oder „Darmmikroflora“ gehört, oder?

Dies ist die Sammelbezeichnung für diese Mikroorganismen, wobei man Hefe davon ausschließt.  Je mehr man anatomisch in Richtung Ausscheidung kommt, umso mehr Bakterien begegnen einem. Im Kolon finden sich beispielsweise 100 Milliarden Bakterien pro Gramm Material. Unsere Gesundheit und unser Überleben hängt von einer guten Flora ab.  Die Darmflora erfüllt viele essenzielle Aufgaben für unsere Gesundheit, die Verdauung ist die Bekannteste davon. Dank ihrer Enzyme kann sie bestimmte Zucker-, Speisestärke- und Ballaststofftypen aufbrechen, damit wir sie verdauen und ihre Nährstoffe aufnehmen können. Außerdem fermentieren Bakterien bestimmte Kohlenhydrate, sodass sich daraus kurzkettige Fettsäuren entwickeln. Diese eigenen sich als Energiequellen und sind für unseren Stoffwechsel elementar. Zusätzlich unterstützen sie die Aufnahme von Mineralstoffen wie Calcium, Magnesium, Kupfer, Zink und Eisen.

Außerdem sind die Darmbakterien in der Lage Mineralstoffkomplexe zu lösen und die Nährstoffe für den Körper verfügbar zu machen. Nicht zu vergessen ist die Herstellung von Vitaminen wie B- und K-Vitamine.  Ziemlich wahrscheinlich spielen sie ebenfalls eine große Rolle bei der erleichterten Aufnahme von Fettsäuren aus der Nahrung und lassen fettlösliche Vitamine wie A-, D-, E- und K leichter aufnehmen. Ein Mangel an diesen Nährstoffen ist übrigens auch an der Entstehung einer Autoimmunerkrankung beteiligt.

Wird die Darmflora geschädigt, so laufen auch die Bakterienstämme aus dem Ruder: Die Anzahl bestimmter Antigene (CD4 positive Zellen), dessen Auftreten vermehrt mit Autoimmunerkrankungen zusammengebracht werden, steigen an. Andere bakteriellen Komponenten modulieren die Produktion von TH17 Zellen, die ebenfalls mit Entzündungen und Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht werden. Aber es läuft noch viel mehr aus dem Ruder. Dies soll einen kurzen Einblick darauf geben warum eine gesunde Darmflora so elementar ist um uns in Balance zu halten.

Jede Art von Abnormität der Darmflora wird als Darmdysbiose bezeichnet.

Dabei können zu viele oder zu wenig Mikroorganismen in den verschiedenen Darmabschnitten vorhanden sein, das falsche Verhältnis zwischen Populationen bestehen oder aber sich an der falschen Stelle befinden.  Jeder dieser Situationen hat Auswirkungen auf das Verdauungs- und Immunsystem.  Eine Darmdysbiose kommt häufig im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen vor. Die häufigste Form von Darmdysbiose ist die in Form einer Dünndarmfehlbesiedlung, wenn übermäßig Bakterien oder Hefepilze im Darm wachsen. Diese werden im Übrigen durch die Einnahme von Antibiotika als auch den Verzehr von Milch- und Fleischprodukten, die von mit Antibiotika behandelten Tieren stammen, haben provoziert. Dabei werden einige Stämme abgetötet, sodass bestimmte Bakterien ungestört wachsen und sich vermehren können.

Nun kommen wir auch schon zur ersten Teilantwort des Artikels.

Antibiotika sind lebensrettende Medikamente und sollten im Fall schwerer Erkrankungen nicht gemieden werden. Allerdings ist nicht bei jeder Infektion eines nötig. Der Körper ist in der Lage Entzündungen selbst zu heilen, wenn alle Nährstoffe vorhanden sind und man ihm Ruhe gönnt. Dies werde ich mit Sicherheit noch mal in einem anderen Podcast erklären.  Die Nebenwirkungen auf die Darmflora sind so gravierend, dass es wirklich ratsam ist sich zwei Mal zu überlegen ob man zu diesem Medikament greift oder nicht.  Bakterien der Gattung Bacteroides sind besonders empfindlich gegenüber vielen Antibiotikasorten. Andere oft in Mitleidenschaft gezogene Stämme heißen Chlostridium und Bifidobacterium.  Wenn diese wegfallen können sich andere unverhältnismäßig vermehren und ein Ungleichgewicht im Darm hervorrufen.  Wusstest Du, dass eine vermehrte Einnahme von Antibiotikum im Kindesalter das Risiko für Asthma deutlich erhöht?

Wenn Klienten mit Autoimmunerkrankung zu Anfang Antibiotika nehmen profitieren sie vermutlich zu Anfang davon, weil es ihre Fehlbesiedlung eindämmt. Dieser Vorteil verändert sich mit der Zeit. Vor allem hartnäckige Infektionen bei denen Antibiotikum als Therapeutikum gegeben worden ist, haben sich oft als Autoimmunerkrankung entpuppt. Wichtig ist aber hier auch zu erwähnen, dass es immer mehrere Einflüsse für die Erstehung einer Erkrankung gibt.

Doch was hat Getreide jetzt mit Antibiotika zu tun?

Nicht viel, nur dass der Konsum davon eine weitere Möglichkeit ist eine Darmdysbiose zu bekommen. Schlecht verdaubare Proteine wie z.B. Gluten lassen einzelne Bakterienstämme zwar nicht absterben, jedoch füttern sie gewisse Bakterienstämme an. Man nimmt an, dass diese Bakterienüberwucherung der Grund für einen Reizdarm ist und direkt zum Leaky-Gut-Syndrom führt.

Das Protein Gluten gehört zu dem Stamm der Prolamine bzw. Lektine. Man unterscheidet zwischen toxischen und nicht toxischen Lektinen. Sie befinden sich in allen Lebensmitteln, jedoch nur ein kleiner Teil davon, die toxischen Lektine stellen ein Problem für den menschlichen Körper dar. Zu diesen gehören Prolamine und Agglutinine. Gluten ist das uns am Bekannteste aus der Gruppe der Prolamine. Sie und andere Prolamine regen die Produktion von Autoantikörpern an, da ihre Aminosäurensequenzen eine große Ähnlichkeit mit unseren körpereigenen haben. Das ist auch der Grund warum Gluten die Zonulinausschüttung stimuliert, die für die Öffnung der Tight Junctions im Darm verantwortlich sind. Prolamine sind schwer verdaulich und interagieren nachgewiesenermaßen stark mit dem Bürstensaum, der ersten Schicht des Dünndarms. Außerdem haben unsere Verdauungsenzyme  wie bereits oben erwähnt Probleme, die Verbindung zwischen zwei Prolaminen aufzubrechen und bieten Prolaminen eine unverhältnismäßige Nahrungsquelle für Darmbakterien, sodass leicht eine Darmdysbiose, also eine Abnormität der Darmflora, entstehen kann. Doch wie findet man heraus, dass dies der Fall ist? Es gibt die Möglichkeit das Blut nach Antikörpern zu testen. Hier wird das Blut auf die Faktoren IgE (eigentlich der Allergiefaktor), IgA, IgG und manchmal auch IgM geprüft. Allerdings äußert sich eine Gluten Intoleranz nicht ausschließlich über das Blut.

Wie schon in meinem Artikel davor erwähnt sind die Lektine, die in Getreide, Hülsenfrüchten und Pseudogetreide nicht so toxisch, dass man sofort krank wird. Es handelt sich dabei eher um einen schleichenden Prozess, da jeder Mensch anders drauf reagiert. Die schädlichen Auswirkungen von Getreide sind so unterschwellig, dass die Meisten keinen Zusammenhang zwischen ihrer Müdigkeit, Entzündung o.Ä. sehen. Nicht zu vergessen sind die unterbewussten Stressoren, die eine Darmöffnung zusätzlich provozieren. Da nicht jeder diese Stressoren im gleichgroßen Ausmaß hat, gibt es eben auch unterschiedliche Reaktionen. Zu diesen Stressoren möchte ich in weiteren, in der Zukunft geplanten Podcasts bzw. Blogartikel, eingehen.

Ein weiteres Argument gegen Getreide

Ein weiteres Argument, das gegen Getreide spricht ist eine epidemiologische Studie aus den 1980’er Jahren,  in der man herausgefunden hat, dass der Verzehr von Weizenkleie den Vitamin D-Spiegel senkt. In der Testgruppe bekam die eine Hälfte jeden Tag Vollkornbrot zu essen und die Andere nicht. Nach 30 Tagen hatte die Gruppe mit dem vermehrten Vollkornbrotkonsum einen deutlich niedrigeren Vitamin D Spiegel als die andere Testgruppe. Wie sich das genau erklärt kann noch nicht zu 100 Prozent verifiziert werden. Man vermutet, dass etwas in der Kleie die Verwendung des Vitamin Ds auf dem Weg vom Darm zur Leber behindert und zu einer verstärkten Zerstörung des Vitamin D im Darm führt. Statt es aufzunehmen wird es ausgeschieden. Vitamin D ist zur Ausheilung einer Autoimmunerkrankung aber noch viele weitere Dinge essenziell. Auch darüber werde ich mit Sicherheit noch einmal einen gesonderten Podcast machen.

Der einzig sichere Weg um festzustellen ob man unter einer Glutenunverträglichkeit leidet ist, Gluten und andere Getreidesorten von seinem Speiseplan zu streichen.

 Am Ende stellt sich die Frage, wäre das Antibiotikum ohne den Verzehr darmschädigender Proteine überhaupt nötig gewesen?

Mit dem Wissen was wir über Lektine und andere darmschädigende Proteine haben, könnte man glatt „ja“ sagen. Allerdings spielt die psychosomatische Seite zu einem sehr großen Anteil mit rein. Je nachdem wo die Entzündung entsteht, sagt sie auch etwas über unentdeckte innere Schmerzen aus. Es gilt also mehrere Faktoren in Betracht zu ziehen. Ich persönlich nehme seit Jahren keine Antibiotika oder dergleichen ein und hatte bisher auch noch keinen Grund dazu. Ein ausgewogenes Leben mit ausreichend Schlaf, gesundem Essen und dem Bewusstsein und der Verarbeitung innerer Stressoren lässt mich im Gleichgewicht leben.

Ich würde mich freuen Dich demnächst in meiner kostenlosen Facebookgruppe begrüßen zu dürfen. Dort können wir uns näher kennenlernen und machen jeden Sonntag um 11 Uhr eine tolle Coachingübung zusammen. Den Link zur Gruppe findest Du hier.

Außerdem haben mein Partner und ich ein Retreat entwickelt, dass speziell auf Deine Bedürfnisse als Rheuma- oder generell Autoimunerkrankter eingeht. Das ganzheitliche Retreat findet vom 03.-10.06.2018 in einer tollen Finca auf Mallorca statt. Hier findest Du mehr Informationen dazu.

Alles Liebe, Deine Verena

 

 

 

 

 

 

 

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